1865 wurde der „Singchor“ des Gewerbevereins Tübingen gegründet.

Am 18. März 1865 unterzeichneten 17 „sangeslustige“ Herren des Gewerbevereins den Beschluss, „sich zu einem Singchor zusammenzutun“.

Der erste öffentliche Auftritt erfolgte bereits am 14. Oktober 1865 bei einem Jahresfest mit Gesang und Tanz.

Während des Krieges 1870/71 konnte der Singchor nicht fortgeführt werden, die Singstunden wurden erst 1874 wieder aufgenommen. Der Chor wirkte bei sämtlichen Vereinsveranstaltungen mit, er nahm aber auch an größeren Veranstaltungen teil, z.B. 1887 bei der Feier zum 100-jährigen Geburtstag von Ludwig Uhland und 1888 bei der Begräbnisfeier für Kaiser Wilhelm I. in der Stiftskirche.

1913 nahm der Singchor mit 85 Sängern am 30. Schwäbischen Sängerfest in Tübingen teil.

Die Dirigenten des Singchores waren seit 1882 bis auf wenige Ausnahmen Lehrer.

Während des Ersten Weltkrieges, 1914-1919 wurden keine Singstunden abgehalten; die nicht einberufenen Sänger beteiligten sich am Lazarettsingen und an den Trauergesängen für die Gefallenen.

Im August 1919, wenige Monate nach Wiederaufnahme der Singstunden, wurde zusätzlich ein gemischter Chor gegründet – „Die Damen wünschen zu singen“! Der Männerchor nahm in den folgenden Jahren an verschiedenen Chorfesten teil, der gemischte Chor war 1932 bei einem Rundfunksingen in Stuttgart zu hören!

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde 1934 der Gewerbeverein und damit auch der Singchor in nationalsozialistische Strukturen überführt. Daraufhin löste der Kreishandwerksmeister zunächst den Gewerbeverein und damit auch den Singchor auf.

Umgehend gründeten die Sänger ihren Chor neu, sie einigten sich auf den Namen „Bürgergesangverein Tübingen 1865″. Der gemischte Chor wurde ausdrücklich mit aufgenommen.

Im Juni 1939, anlässlich der Feiern zum 150. Geburtstag von Friedrich Silcher, der in Tübingen mit großen Veranstaltungen und der Grundsteinlegung für das neue Silcherdenkmal begangen wurden, beschloss der Bürgergesangverein, den Namen Silcherbund Tübingen 1865 anzunehmen.

In den Kriegsjahren konnte das Chorleben nur sehr eingeschränkt aufrechterhalten werden.

Im Mai 1946, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde der Silcherbund mit Erlaubnis der französischen Militärregierung neu gegründet.

Seither pflegte der Silcherbund ein vielfältiges Chorprogramm, das von (Silcher-)Liedern über klassische Chorliteratur bis zum Musical reichte.

Er veranstaltete Stiftungsfeste, das Vereinsleben war – wie damals üblich – reichhaltig und umfasste auch Besuche bei befreundeten Chören und die Teilnahme an Sängerfesten des Deutschen und des Schwäbischen Sängerbundes sowie des Uhlandgaues.

Hervorzuheben sind schließlich die Feiern zum 100-jährigen Jubiläum des Chores 1965 und zum 125-jährigen Jubiläum 1990.

Seit ca. 20 Jahren haben sich im Zuge des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels viele Gesangsvereine verändert, so auch der Silcherbund.

Die Mitgliederzahlen, vor allem die der Männer gingen zurück, der Chor musste seinen Standort neu bestimmen.

Seit 2002 leitet Christina Schütz-Bock den Silcherbund.

Sie hat durch intensive Stimmbildungsarbeit und durch die Einbeziehung junger Sängerinnen und Sänger dem Chor wesentliche neue Impulse gegeben.

Zwischen 2011 und 2014 sang der Chor als reiner Frauenchor, seit 2015 wieder als gemischter Chor, was natürlich weitere Möglichkeiten des Chorgesangs eröffnet. In dieser Zeit der Neuorientierung gab sich der Chor auch den Namen „Canta Varia“ im Silcherbund Tübingen.

R. Thiersch